Studie zum Weltfrauentag 2021: Vorarlbergerinnen und Geld

Medieninformation Vorarlberger Sparkassen, 02.03.2021

Geringeres Einkommen, schlechtere Versorgung im Alter und größere Abhängigkeit von anderen sind auch in Vorarlberg Teil weiblicher Finanzrealität. Mit einem Gender Pay Gap von 27 Prozent führt Österreichs westlichstes Bundesland das Ranking der Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern an. In der aktuellen IMAS-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen geben fast ein Drittel (31 %) der befragten Vorarlbergerinnen an, auf die finanzielle Unterstützung ihrer Familie angewiesen zu sein. Dabei legen 80 Prozent sehr großen Wert auf Unabhängigkeit, wenn es ums Geld geht. Auch beim Sparen denkt die weibliche Ländle-Bevölkerung vorrangig an andere. „In Vorarlberg sind die finanziellen Rahmenbedingungen für viele Frauen aus verschiedensten Gründen schwierig. Aus unserer Sicht sollten Frauen gerade deshalb frühzeitig Verantwortung für das eigene Finanzleben übernehmen, ausreichend Finanzwissen aufbauen, um eigenständige Entscheidungen treffen zu können und zielgerichtet Vermögen aufbauen“, empfiehlt Martin Jäger, Sprecher der Vorarlberger Sparkassen.

Die Fakten: Vorarlberg konnte in den letzten 15 Jahren seine unterdurchschnittliche Frauenerwerbsquote auf aktuell 70,4 Prozent (Österreich: 68,2 %) steigern. Die Zunahme weiblicher Erwerbstätigkeit ist jedoch in erster Linie auf einen Anstieg der Teilzeitarbeit zurückzuführen – und zwar Teilzeitarbeit mit besonders geringem Stundenausmaß. Etwa die Hälfte (51,3 %) aller unselbstständig tätigen Frauen arbeiten in Teilzeit (Männer: 7,7 %) – 38,5 Prozent davon weniger als 20 Stunden pro Woche (Österreich: 30 Prozent)[1]. Im Durchschnitt verdienen Vorarlbergerinnen 20.870 Euro brutto pro Jahr. Weibliche Vollzeitbeschäftigte kommen immerhin auf 38.817 Euro brutto pro Jahr[2]. In der Pension zeigen sich die Einkommensunterschiede noch eklatanter: So erhalten Ländle Rentnerinnen im Durchschnitt 48 Prozent weniger Pension[3] als Rentner (Österreich: 41,9%) – bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 85,1 Jahren, der höchsten in ganz Österreich.

[1] Regionaler Aktionsplan für die Gleichstellung von Frauen und Männern in Vorarlberg, 2019 - 2023
[2] Statistik Austria, 2019
[3] ÖGB

Sparen wichtig – vor allem für andere
In der Studie geben zwei Drittel der weiblichen Befragten an, dass Sparen für sie sehr wichtig ist. Allerdings legen 41 Prozent der Vorarlbergerinnen nur maximal bis zu einem Viertel vom gesamten Ersparten für sich selbst auf die Seite. Mehr als die Hälfte (54 %; Männer: 45 %) spart vor allem auch für den Nachwuchs. Die Motive fürs Sparen sind bei beiden Geschlechtern sehr ähnlich und veränderten sich auch nicht durch die Corona-Krise: Für rund ein Drittel in Vorarlberg steht der Notgroschen im Vordergrund, aber nur ein Bruchteil (17 bzw. 18 %) hat konkret die Altersvorsorge im Fokus. „Besonders für Frauen ist die Vorsorge für den Ruhestand entscheidend, um dann auch ausreichend abgesichert zu sein. Stellt eine Frau ihre Erwerbstätigkeit für die Familienarbeit zurück, ist der Aufbau einer eigenständigen Altersvorsorge oder der Abschluss einer Lebensversicherung zu ihren Gunsten Ausdruck gelebter partnerschaftlicher Verantwortung. Zusätzlich versorgt ein Testament zugunsten der Partnerin und erspart den Hinterbliebenen unnötige Zwistigkeiten – insbesondere bei Patchwork-Familien oder wenn kein Trauschein vorhanden ist“, betont Jäger.

Finanzwissen – ein Muss
Fast die Hälfte (49 %) der Befragten in Vorarlberg ist davon überzeugt, dass es für die Bevölkerung wichtig ist, besseres Wissen zu Geld- und Finanzangelegenheiten zu bekommen. In der Pflicht sieht man hier überwiegend die Bildungsstätten (Schule 93 %; Universität/Fachhochschule 80 %) bzw. die Banken und Sparkassen (69 %). Interessanterweise stufen sowohl Frauen als auch Männer das eigene Finanzwissen deutlich höher ein als das der anderen.

Bei der Wahl der Anlageformen führt das Sparbuch immer noch die Hitliste an. Hätten die Vorarlbergerinnen (16 %) und die Vorarlberger (15 %) mehr Wissen und Erfahrung, so würden sie – laut Studie – häufiger Wertpapiere in Betracht ziehen. „Um kurzfristig liquide zu sein und unvorhersehbare Ausgaben des Alltags bestreiten zu können, eignen sich auch weiterhin etwa drei Montagsgehälter am Sparbuch. Wer allerdings vor zehn Jahren 10.000 Euro bei einer Verzinsung von 0,28 Prozent p. a. aufs Sparbuch gelegt hat, kann jetzt zwar einen nominellen Wert von 10.282 Euro vorweisen. Inflationsbereinigt bleiben tatsächlich allerdings nur 8.633 Euro. Um in Zeiten des Niedrigzinsniveaus Vermögen aufzubauen, könnten Wertpapiere gute Dienste leisten“, rechnet der Sprecher der Vorarlberger Sparkassen vor.

Für die Investition in Wertpapieren ist allerdings eine gewisse Risikobereitschaft notwendig, die den Vorarlbergerinnen weniger zu liegen scheint. So bezeichnen sich nur 8 Prozent der weiblichen Befragten als risikobereit (Männer: 19 %). „Aus unserer Beratungspraxis wissen wir, dass sich Frauen in Geldangelegenheiten weniger zutrauen und ihr eigenes Wissen unterschätzen. Dabei zeigt sich immer wieder, dass auch sie ein gutes Händchen haben – gerade, weil sie Risiken kalkuliert eingehen. Bei der Geldanlage in Wertpapieren wird im Beratungsgespräch die Risikoneigung vorab geklärt, sodass frau das Risiko direkt steuern kann. Für den Einstieg in den Kapitalmarkt eignen sich sicher Investmentfonds besser, denn sie investieren gezielt in unterschiedlichste Unternehmen und Regionen und streuen so das Risiko. Für viele ist auch attraktiv, dass sie schon mit 50 Euro monatlich in Form von Fondsplänen investieren können,“ informiert Martin Jäger.

Frauenstudie 2021: IMAS International hat 1.350 ÖsterreicherInnen (repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 18 Jahren) mittels mittels Computer Assisted Telefone Interviewing befragt, wobei die Stichprobe disproportional angelegt wurde und pro Bundesland n=150 Interviews durchgeführt wurden. Dadurch ist auch eine Auswertung auf Basis der Bundesländer möglich. Für die Gesamtbetrachtung wurden die Bundesländer entsprechend ihrer Größe gewichtet. Die Befragungen fanden im Zeitraum von 7. – 25. Jänner 2021 statt.

(Foto: Priscilla du Preez/unsplash)