„Nach meinem ersten
Marathon war mir klar,
dass ich im Leben
alles erreichen kann“

Die #glaubandich Geschichte von Oksana Dudchenko

Oksana Dudchenko kam nach Wien, als der Angriff auf ihre Heimat, der Ukraine, begann. Oksana erzählt uns über ihren neuen Beruf in der food group by Erste und über ihre zweite Heimat in Österreich, aber auch von ihren Schuldgefühlen, weil sie die Ukraine verlassen hat, und ihrer Trauer um die geliebten Menschen, die sie im Krieg verloren hat.


Am 24. Februar sind es zwei Jahre seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Wie haben Sie die ersten Kriegstage erlebt und warum haben Sie sich entschieden, nach Österreich zu kommen?

In den ersten sechs Tagen des Kriegs haben meine Söhne (damals 7 und 14 Jahre alt) und ich uns im Keller unseres Hauses in Kiew versteckt. Es war ein kalter Februar, ich wurde krank und wir mussten in unsere Wohnung im 25. Stock zurückkehren.

Nach einem Albtraum, in dem eine Rakete unsere Wohnung zerstörte, beschloss ich, mit meinen Kindern aus der Ukraine zu flüchten. Ein Freund war damals gerade in Wien, also entschieden wir uns, hierher zu kommen.

Haben Sie in Österreich eine neue Heimat gefunden?

Ich hatte großes Glück mit den Menschen, die ich in Wien kennengelernt habe – einige wurden wie eine Familie für mich. Mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich darüber spreche, wie viel Mühe sie sich gegeben haben, die Wohnung, in der wir jetzt leben, in ein Zuhause zu verwandeln. Wir wurden hier mit so viel Herzlichkeit und Wärme aufgenommen und ich bin dankbar für die Möglichkeit, in Wien in Sicherheit zu leben und neue Menschen kennenzulernen.

Trotzdem ist und bleibt die Ukraine meine Heimat. Ich fühle mich schuldig, weil ich die Ukraine verlassen habe. Die Ukrainerinnen und Ukrainer, die geblieben sind, um das Land zu verteidigen, bilden eine solidarische, starke Gemeinschaft, und ich vermisse es, ein Teil davon zu sein. Hier in Wien unterstütze ich weiterhin die ukrainischen Kundgebungen gegen den Krieg – das ist das Mindeste, was ich tun kann. Da ich weiß, dass ich jetzt noch nicht zurückkehren kann, lebe ich mein Leben Tag für Tag und mache das Beste aus jedem Moment. 

Was war Ihr wichtigster #glaubandich-Moment?

Meine wichtigsten #glaubandich-Momente haben mit dem Laufen zu tun. Als ich vor fast zehn Jahren meinen ersten Marathon lief, wurde mir klar, dass ich im Leben alles erreichen kann!

Meinen aktuellsten #glaubandich-Moment hatte ich in Wien – auch bei einem Marathon. Ich hatte vorher keine Gelegenheit gehabt, mich vorzubereiten, denn der Krieg hatte gerade begonnen und ich war erst seit kurzem in Wien.

Es tat weh, dass Ukrainerinnen und Ukrainer in ihrer Heimat sterben mussten, während ich mir ein Leben in Österreich aufbaute. Also sprach ich beim Laufen die Namen meiner Freunde aus, die in der Ukraine geblieben waren. Ich lief für alle, die der Krieg auseinandergerissen hatte, für alle, die für mein Land kämpften. Es war, als ob sie mich unterstützten und ich sie. Ich war stolz, die ganze Distanz mit der ukrainischen Flagge zu laufen – für mich der Beweis dafür, dass ich alles schaffen kann.

Sie haben ein abwechslungsreiches Berufsleben hinter sich und nach Ihrer Ankunft in Wien eine neue berufliche Richtung eingeschlagen, richtig?

Ja, das stimmt. Als Kind wollte ich Künstlerin werden, habe dann aber auf Anraten meiner Eltern Jus studiert. Ich war dann auch als Anwältin bei der Erste Bank Ukraine tätig. Nach einer Babypause beschloss ich jedoch, etwas Neues auszuprobieren – Beauty und Mode waren schon immer meine Leidenschaft, also wurde ich Stylistin.

Aber als der Krieg ausbrach, wurde mir zunehmend bewusst, dass Mode irrelevant ist, wenn Menschen sterben und Leben zerstört werden. Bei der Wahl meines neuen Berufs wollte ich die Arbeit für Menschen mit einem künstlerischen Aspekt verbinden – also entschied ich mich für die Gastronomie. Nach einem kurzen Einführungskurs habe ich in der Küche eines Wiener Restaurants angefangen und kam dann zur food group by Erste, wo ich das Team dabei unterstütze, kulinarische Köstlichkeiten am Erste Campus zu kreieren.

Und war dieser Karrierewechsel eine gute Entscheidung?

Ich bin froh über meinen Job bei der Erste und bin dankbar für die Menschen, die an mich geglaubt haben. Ich mag unser großes Team und bewundere meine Kolleginnen und Kollegen, die mit Leidenschaft und Inspiration ihre kulinarischen Meisterwerke schaffen, trotz des regen Betriebs zur Mittagszeit.

Ich bin auch sehr froh, dass ich hier arbeite, weil die Erste die Ukraine in diesem schrecklichen Krieg unterstützt. Ich bin jeden Tag dankbar, wenn ich die Farben Gelb und Blau am Büro der ERSTE Stiftung sehe.

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