Wolfgang Müller’s täglich Brot

Der Raum duftet nach frischem, ofenwarmem Brot mit krosser Kruste. Die Theke prall gefüllt. Fluffiger Zopf, goldbraune Gipfel, handgemachter Kuchen und feinste Pralinen soweit das Auge reicht. Dahinter stehen charmante Verkäufer:innen, die ihre Gäste beim Namen nennen. Zur herrlich duftenden Frühstückssemmel gibt’s ein Lächeln gratis dazu.

„So solls sein, so gefällts uns“, erklärt Wolfgang Müller, der die 1907 vom Großvater Jakob gegründete Bäckerei – Konditorei Schnell zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Dass es so gekommen ist, war nicht vorbestimmt. Als Bäcker, Patissier, Barkeeper und Skilehrer arbeitete sich Wolfgang durch die Welt. Trotzdem verschlug es ihn schlussendlich nach Hause ins Ländle. Er meint durch Zufall, Bestimmung trifft es wohl eher.

Die Bäckerei war ein klassischer Handwerksbetrieb. Ein bisschen verstaubt vielleicht, aber mit tadellosem Ruf und traditionell geführt. Die Backwaren, Torten, Kuchen und Pralinen im ganzen Land bekannt. Besonders an den Sonntagen bilden sich lange Schlangen vor der reichlich gefüllten Kuchentheke, das ist heute noch genau wie früher.

„Wir haben uns über die Jahre stark verändert. Wir sind moderner geworden, größer und in vielen Bereichen auch professioneller. Unsere Filialen sind cool, ein bisschen vintage und gemütlich zugleich. Stahl, Eiche, rustikal und doch lässig. Die Einrichtung symbolisiert was uns wichtig ist, nämlich Ehrlichkeit, Regionalität und Persönlichkeit“, resümiert der Bäckermeister, während ein Tisch weiter Gäste angeregt miteinander plaudern. 

„Die Menschen sollen sich bei uns wohlfühlen. Das ist mein oberstes Gebot und gilt für unsere Kundschaft gleich wie für unser Team. Die ganzen Jahre über hat sich eines nie verändert – die Gemeinschaft im Betrieb. Wir haben Mitarbeiter:innen, die schon Jahrzehnte bei uns sind. Sie sind die Seele und die Säule unseres Erfolgs. Die wissen, wie der Hase läuft. Manchen Kund:innen richten sie ihre Gipfele jeden Tag schon im Voraus her… einfach so. Sie sind eben mit Herz dabei und können auch mal einen trockenen „Schmäh“ ab, der bei uns sowieso ganzjährig mitläuft. Das macht mich unfassbar stolz“, kommt Wolfgang ins Schwärmen.

Damit das gut gelaunte Tohuwabohu in den Läden beherrschbar bleibt, gibt der Unternehmer Verantwortung an seine Teamleiter:innen ab: „Von den Bestellmengen über Dienstpläne, bis zur Warenpräsentation wird alles selbständig geregelt. Unsere Leute kennen den Betrieb in- und auswendig. Es ist ja auch „IHRE FIRMA“. Bei uns „werkelt“ jeder in die gleiche Richtung, auch ein Grund wieso wir so gut über die ausfallsreiche Corona-Zeit gekommen sind“.

Wenn der 50-jährige Altenstädtner nicht gerade selbst in der Backstube steht, treibt er die Expansion seines Unternehmens voran. Im Moment spielt er mit dem Gedanken eine neue Produktionstätte im Gewerbegebiet Runa zu errichten. Ein entsprechendes Grundstück wurde bereits gekauft, der Baustart lässt hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten. Im Gebäude sollen dann auch ein „Factory Shop“, ein „Schokoladen Atelier“ und großzügige Bereiche für die Mitarbeiter:innen Platz finden. Weil es ihm wichtig ist, wird beim Schnell, wo immer es möglich ist, auf Plastik verzichtet. Der vollständige Verzicht auf fossile Brennstoffe ist ein weiteres Ziel. Das traditionelle Bäckerhandwerk ist energieintensiv, darum soll der neuen Bäckerei eine Photovoltaik-Anlage spendiert werden, die den Strom für die Backöfen und Maschinen liefert.

„Wir bekommen immer wieder Angebote für weitere Filial-Standorte, sind aber schon an der Grenze unserer Produktionsmöglichkeiten angelangt. Nach dem „OX Mini“ in der Feldkircher Marktstraße, welches wir dieses Jahr eröffnet haben, ist für nächstes Jahr eine Filiale in Thüringen geplant. Die neuen Produktionskapazitäten in der Runa werden dringend benötigt“, berichtet Wolfgang.

„Ebenso dringend braucht es starke Partner, die an unsere Ideen glauben. Bei der Sparkasse bin ich seit 25 Jahren. Ich wurde immer unterstützt, auch in Zeiten, in denen es nicht nach Wunsch gelaufen ist. Die vierteljährlichen Lagebesprechungen mit meinem Berater Manfred Konzett sind zu einem fixen Ritual geworden. Das machen wir, auch wenn es nichts Neues gibt. Wobei das stimmt nicht, was Neues gibt’s bei uns immer“, beschreibt er die Zusammenarbeit mit der Sparkasse.

Bei all dem Trubel, Plänen und Herausforderungen im Hier und Jetzt, verliert der Familienvater Schnell‘s Zukunft nicht aus den Augen. „Ich führe die Bäckerei in vierter Generation. Mit meinen drei Söhnen - 13, 15 und 17 Jahre alt - wachsen potentielle Nachfolger heran, die sich einen Einstieg bereits vorstellen können. Es gibt aber keinen Druck von meiner Seite. Wenn sie möchten, dürfen sie sich gerne wie ihr Vater auch, erstmal als Barkeeper oder Skileher versuchen“, sagt Wolfgang zum Abschluss, während er laut lacht.