11 Europäische Aktien als Gegenstück zu den Magnificent 7

Haben Sie schon einmal von Granolas gehört? Nein, es geht nicht um das Knuspermüsli. Gemeint ist die Abkürzung GRANOLAS. Die US-Investmentbank Goldman Sachs schuf den Begriff im April 2020.1 Er steht für die Anfangsbuchstaben der damals elf größten Firmen in Europa. Der Reihe nach sind das GSK (vormals GlaxoSmithKline), Roche, ASML, Nestlé, Novartis, Novo Nordisk, L’Oréal, LVMH, AstraZeneca, SAP und Sanofi. Der Buchstabe N ist dabei dreifach und der Buchstabe S doppelt besetzt. Zudem wird bei L’Oréal das O statt das L verwendet, um zu einem aussprechbaren Wort zu gelangen.

 

Nicht nur potenzielle Krisengewinner

Die ursprüngliche Idee hinter den GRANOLAS war es, mögliche Gewinner infolge der damals akuten Coronakrise zu identifizieren. Während in den USA weiterhin die großen Technologiewerte als Profiteure gesehen wurden, waren in Europa eher Unternehmen gefragt, die eine Kombination aus stabilem Wachstum, niedrigen Schwankungen und attraktiven Dividenden boten. Nachdem zwei Jahrzehnte zuvor noch die traditionellen Branchen Telekom und Öl dominierten, war in Europa inzwischen eine breite gemischte Palette von Sektoren im Hinblick auf die Marktkapitalisierung führend.2  Die erwarteten Gewinner stammten entsprechend aus den drei Sektoren Gesundheit, Konsum und Technologie.

Seit „Erschaffung“ der GRANOLAS ist also schon einige Zeit vergangen. Dabei zeigt die Kursentwicklung der letzten 3 Jahre ein gemischtes Bild. Während der klare Spitzenreiter Novo Nordisk über 270 Prozent zulegen konnte, erzielten die anderen Aktien Kurszuwächse zwischen 8 und 74 Prozent. Abgesehen von einem Ausreißer erzielte die Mehrheit damit eine solide Entwicklung.

Interessant ist aber vor allem, dass Expert:innen den GRANOLAS auch weiterhin gute Chancen für eine solide Entwicklung einräumen. Die Argumente sind fast identisch zum April 2020: Starkes Gewinnwachstum, geringe Volatilität, hohe und stabile Margen sowie robuste Bilanzen.3 Diese Eigenschaften klingen auch abseits einer akuten Krise vernünftig, um zuverlässige Unternehmen für profitable Anlageideen zu entdecken. Es braucht dabei keine Achterbahnfahrt, also einen großen Hype mit späterem Einbruch und möglichem Comeback, wie es bei vielen Themeninvestments der Fall ist. Stattdessen konnten die GRANOLAS mit solidem Dauererfolg überzeugen.

Aufgrund der unterschiedlichen Fundamentaldaten und Wachstumserwartungen sind die Bewertungen der GRANOLAS zwar sehr verschieden, insgesamt weisen sie aber eine Prämie von 30 bis 40 Prozent im Vergleich zum breiten europäischen Markt auf. Expert:innen rechtfertigen das mit dem globalen Geschäft, soliden Bilanzen und dem deutlich stärkeren Wachstum im hohen einstelligen Bereich. Das sind bei europäischen Unternehmen keine selbstverständlichen Qualitäten. Nicht umsonst kamen 60 Prozent der Indexgewinne des STOXX Europe 600 im letzten Jahr allein von den GRANOLAS.2

 

Auf Augenhöhe mit den Magnificient 7

Auf Sicht von 3 Jahren konnten die GRANOLAS sogar die Magnificient 7 aus den USA überflügeln. Dabei handelt es sich um die führenden Tech-Unternehmen Microsoft, Apple, NVIDIA, Amazon, Alphabet, Meta und Tesla. Seit Anfang 2021 haben die GRANOLAS bei geringerer Volatilität eine vergleichbare Rendite von über 65 Prozent erzielt.4 Zugleich ist die durchschnittliche Bewertung der GRANOLAS um etwa ein Drittel niedriger, wenn man sich Kennzahlen wie das Kurs/Gewinn-Verhältnis anschaut. Bei den Ausschüttungen stellen die GRANOLAS mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 2,5 Prozent die Magnificent 7 mit nur 0,3 Prozent sogar ganz in den Schatten.2

In Anspielung auf die führenden sieben US-Tech-Titel werden die GRANOLAS auch als „Magnificient Eleven“ von Europa bezeichnet.2 Gemeinsam bringen sie an der Börse fast 3,2 Billionen US-Dollar auf die Waage.5 Für europäische Maßstäbe ist das viel. Sie stellen damit über ein Fünftel der Marktkapitalisierung des STOXX Europe 600 Index.6 Und das, obwohl die beiden kleinsten Firmen der Gruppe, Sanofi und GSK, beim Börsenwert hinterher hinken.

Ähnlich ist es bei den Magnificient 7. Hier liegen Meta und vor allem Tesla in Sachen Börsenwert deutlich zurück. Gemeinsam bringen die sieben Aktien rund 13 Billionen US-Dollar auf die Waage. Das ist etwas mehr als der gesamte Börsenwert des STOXX Europe 600. Im S&P 500 machten die Magnificient 7 zuletzt rund 30 Prozent der Gewichtung aus.7 Damit ist deren Konzentration höher als die der GRANOLAS. Und zwar nicht nur, was die Gewichtungen angeht, sondern vor allem bei den Sektoren. Denn im weiteren Sinne sind alle Firmen der Magnificient 7 dem Tech-Sektor zuzuordnen. Die GRANOLAS stammen dagegen aus drei verschiedenen Bereichen, was ein geringeres Klumpenrisiko impliziert:

-       Gesundheit (GSK, Roche, Novartis, Novo Nordisk, AstraZeneca und Sanofi)

-       Konsumgüter (Nestlé, L’Oréal, LVMH)

-       Technologie (ASML, SAP)

 

Neben Chancen auch Risiken

Zusammenfassend stehen die GRANOLAS für eine Gruppe von Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen, guten Margen und robusten Bilanzen. Sie haben bekannte Produkte und Marken, die gut positioniert sind. Doch es gibt auch Risiken. So stammten zuletzt weniger als 20 Prozent der Umsätze aus Europa. Das Geschäft hängt also stark an der globalen Wirtschaft und den Wechselkursen. Sollte der Euro aufwerten, könnten die GRANOLAS stärker betroffen sein als andere europäische Aktien. Im wichtigsten Markt USA drohen Zollrisiken, falls eine protektionistische Präsidentschaft unter Donald Trump zustande kommt. Auch das starke Engagement von LVMH, L'Oréal und ASML in China birgt aufgrund der geopolitischen Spannungen potenzielle Gefahren.2 Im Hinblick auf die Zusammensetzung der GRANOLAS gibt es zudem unterschiedliche Ansichten. Einige Expert:innen bevorzugen sechs Titel, die sogenannten „Magnificient Six“. Das sind die sechs großen Unternehmen Novo Nordisk, LVMH, ASML, Nestlé sowie SAP und AstraZeneca. Hintergrund ist, dass sich diese Firmen den Einschätzungen zufolge in einem mehrjährigen Wachstumszyklus befinden.8

Langfristig betrachtet waren die vollständigen GRANOLAS jedenfalls ein Erfolg. Seit ihrem Hoch vor der Finanzkrise haben sie die Gewinne pro Aktie im Mittel verdreifacht. Die restlichen Werte im STOXX Europe 600 verzeichneten dagegen nur ein Plus von rund zehn Prozent.4 Deshalb sind die GRANOLAS ein wesentlicher Grund dafür, dass europäische Aktien trotz der schwachen Wirtschaft gut performten. Dabei hielt der solide Trend in den letzten zwölf Monaten an. GRANOLAS erzielten in diesem Zeitraum einen Umsatz von über 500 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von 8 Prozent entspricht.2 Und Expert:innen zufolge könnten sie auch in Zukunft die Nase vorn haben. Denn Schätzungen gehen davon aus, dass die Umsätze der GRANOLAS bis zum Jahr 2025 um durchschnittlich 7 Prozent pro Jahr wachsen. Das wären fünf Prozentpunkte mehr als bei den restlichen 589 Werten des STOXX Europe 600.4

Anleger:innen, die auf die GRANOLAS setzen möchten, müssen allerdings selbst aktiv werden. Denn erstaunlicherweise gibt es in einer Welt voller Anlageprodukte noch keinen Fonds dafür. Die gewünschten Aktien müssen stattdessen einzeln gekauft werden. Damit könnten die GRANOLAS genau das sein, was ihr Name eingangs vermuten ließ: Eine gute, individuell selektierte Zutat für ein schmackhaftes Börsenmüsli am europäischen Aktienmarkt.


Hinweis:
Eine Veranlagung in Wertpapiere birgt neben den geschilderten Chancen auch Risiken. Ein Kapitalverlust bis hin zum Totalverlust ist möglich.

GRANOLAS Aktien

1Quelle: Business Insider; Stand: 29. April 2020
2Quelle: Euronews; Stand: 13. Februar 2024
3Quelle: Investing.com; Stand: 12. Februar 2024
4Quelle: Deutsche Bank; Stand: 14. Februar 2024

5Quelle: CompaniesMarketCap; Stand: 17. Februar 2024
6Quelle: Qontigo; Stand: 16. Februar 2024
7Quelle: S&P Global; Stand: 16. Februar 2024
8Quelle: Bloomberg; Stand: 9. Februar 2024

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Stand: Februar 2024

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