Pünktlich zur Osterzeit hat für die Aktionär:innen in Europa die wohl schönste Zeit des Jahres begonnen: die Dividendensaison. Schon jetzt ist klar: Auch 2024 dürfte wieder ein gutes Jahr werden. Berechnungen von Allianz Global Investors zufolge dürften Europas Unternehmen in diesem Jahr etwa 433 Milliarden Euro an ihre Aktionär:innen verteilen – das wären 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr und ein neuer Rekord.

„Mit dem neuerlichen Anstieg der Dividendenzahlungen wird der Trend steigender Ausschüttungen fortgesetzt, der nur im Jahr 2020 Corona-bedingt unterbrochen war“, kommentiert Jörg de Vries-Hippen, Head of Investments Equity bei Allianz Global Investors, die Studienergebnisse. Und auch die Aussichten blieben positiv. Bis 2025 dürften die Dividendenauszahlungen auf 460 Milliarden Euro anschwellen (+13 Prozent gegenüber 2023), prognostizieren die Autor:innen.1

 

Langfristig bedeutender Renditebestandteil

Für viele Anleger:innen gelten Dividendenaktien als attraktive Möglichkeit, um ein passives Einkommen aufzubauen. Dividenden können aber nicht nur eine attraktive laufende Einnahme bieten, sondern sind auch ein wichtiger Bestandteil der Aktienperformance.2 Wie wichtig die Dividendenausschüttungen für die Gesamtrendite von Aktienanlagen sind, zeigt die Allianz Global Investors Dividendenstudie mit einem Blick in die Vergangenheit. Den Berechnungen zufolge wurde die annualisierte Gesamtrendite einer Aktienanlage in Europa in den letzten 40 Jahren zu knapp 36 Prozent durch den Performance-Beitrag der Dividenden getragen. In Nordamerika waren es gut 22 Prozent und in der Asien-Pazifik-Region sogar knapp 41 Prozent.1

Auch in Österreich sind Dividenden ein integraler Bestandteil der langfristigen Gesamtrendite von Aktien. Das verdeutlicht ein Vergleich zwischen dem in der Öffentlichkeit meist betrachteten ATX KursIndex, der die bloßen Kursveränderungen der enthaltenen Aktien misst, und dem weniger bekannten ATX Total Return, in dessen Berechnung neben den Kursveränderungen auch die von den Konzernen gezahlten Dividenden einfließen. Auf Sicht der letzten fünf Jahre hat der ATX Kurs-Index etwas mehr als sieben Prozent an Wert hinzugewonnen. Bei der Total Return-Variante sind es aufgrund der enthaltenen Dividenden mehr als vier Mal so viel. Im Nachbarland Deutschland sieht es ähnlich aus. Betrachtet man den DAX-Kursindex und den klassischen DAX, der als Performance-Index Dividenden berücksichtigt, stellt man mit Erstaunen fest, dass seit dem Hoch, im Zuge der Dot.com Bubble am 7. März 2000, der Dax-Kursindex gerade einmal eine Wertsteigerung von 11 Prozent schaffen konnte. Der DAX, unter Einfluss der Dividenden, konnte sich in den letzten 24 Jahren jedoch mehr als verdoppeln.3

Hinweis: Die Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen.

Ein entscheidender Faktor für die Attraktivität von Dividenden ist außerdem ihre Fähigkeit, schneller zu wachsen als die Inflation. Laut Robert Shiller von der Yale University übertraf das Dividendenwachstum der S&P-Mitglieder seit 1871 die Teuerungsrate im Schnitt um 1,6 Prozentpunkte p.a. Und diese Entwicklung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sogar noch verstärkt. In den letzten 50 Jahren wuchsen die Dividenden durchschnittlich jährlich um 2,5 Prozentpunkte schneller als die Inflation, und in den vergangenen zwei Jahrzehnten sogar um 4,6 Prozentpunkte.4

 

Dividendenaktie ist nicht gleich Dividendenaktie

Doch egal ob als Einmal-Investment oder Aktien Plan: Wer nach Dividendenaktien sucht, sollte darauf achten, dass die Unternehmen robust sind und sich nicht von einer hohen Rendite blenden lassen, warnen Expert:innen. Denn der Grund für eine hohe Rendite sei oft, dass die Aktie stark gefallen ist. Dies sei in vielen Fällen ein Zeichen dafür, dass es für das Unternehmen gerade nicht so gut läuft.5

Stattdessen sollte Anleger:innen auf die Qualität und die Nachhaltigkeit der Dividende achten. Im besten Fall sollte sie Jahr für Jahr steigen. Unternehmen sollten ihre Dividende zudem nicht aus Schulden heraus finanzieren, sondern aus dem Cashflow. Außerdem sollten die Konzerne nicht zu große Anteile ihres Gewinns ausschütten und grundsätzlich eine gute Strategie verfolgen.6

 

Dividendenaktien mit Auszeichnung

Auch Investment-Legende Warren Buffett weiß um die besonderen Eigenschaften von soliden Dividenden-Titeln. In einem Aktionärsbrief bezeichnete er sie gar als „geheime Zutat“ hinter dem Erfolg seiner Berkshire Hathaway-Portfolios. Als Beispiel dafür führte er das Investment in Coca Cola im Jahr 1994 für 1,3 Milliarden Dollar an. Die Bardividende, die Berkshire damals von dem Unternehmen erhielt, betrug 75 Millionen Dollar. Bis zum Jahr 2022 hatte sich diese Dividende auf 704 Millionen Dollar pro Jahr erhöht.

„Das Wachstum erfolgte jedes Jahr so sicher wie Geburtstage“, so Buffett. „Alles, was Charlie Munger und ich tun mussten, war, die vierteljährlichen Dividendenschecks von Coke einzulösen.“7 Im Februar erhöhte Coca-Cola zum 62. Mal in Folge seine jährliche Dividende und darf sich damit weiter mit dem Titel „Dividendenaristokrat“ schmücken.8 Als solche werden vor allem in den USA Unternehmen bezeichnet, die seit mindestens 25 Jahren eine steigende Dividende zahlen.9

Dividenden Aristokraten USA & Europa

Hinweis: Dividendenzahlungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Dividenden.
Die Liste ist absteigend nach Unternehmen sortiert die in der Vergangenheit ihre Dividende am längsten erhöht haben.
Dividendenerträge die mit einem Zahltag in der Zukunft angeführt sind, können sich ändern und sind Schätzungen.
Quelle: Dividend.com, Aktienfinder.net, FactSet Finanzdaten; Stand: 17. April 2024 

Rekordjahr in Wien

Auch in Österreich nimmt die Dividendensaison langsam Fahrt auf. Und vieles deutet darauf hin, dass auch die ATX-Unternehmen den Dividenden-Rekord von rund sechs Milliarden Euro aus dem Vorjahr trotz des herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds noch einmal toppen können.10 Die drei Index-Schwergewichte, die für etwa 40 Prozent der Marktkapitalisierung stehen11, sind daran nicht ganz unschuldig.

So will etwa die OMV nach dem zweitbesten Ergebnis der Firmengeschichte für 2023 eine reguläre Dividende in Höhe von 2,95 Euro bezahlen – 15 Cent mehr als im Vorjahr. Darüber hinaus soll es eine Sonderdividende von 2,10 Euro an die Aktionär:innen überwiesen werden.12 Die Erste Group zeigt sich ebenfalls spendierfreudig: Das Geldhaus hat seinen Nettogewinn im vergangenen Jahr dank hoher Zinsen sowie einem wachsenden Kreditgeschäft kräftig gesteigert und stellt seinen Aktionär:innen daher eine um 80 Cent erhöhte Dividende von 2,70 Euro in Aussicht.11 Auch beim Stromerzeuger Verbund können sich Aktionär:innen dank guter Geschäfte über eine Anhebung freuen. Der Vorstand will der Hauptversammlung zusätzlich zur ordentlichen Dividende von 3,40 (Vorjahr: 2,44) Euro je Aktie eine Sonderdividende von 0,75 (Vorjahr: 1,15) Euro pro Anteilschein vorschlagen.13

Aber auch abseits der großen ATX-Indexmitglieder gab es viele gute Dividendennachrichten: So hat etwa der Anlagenbauer Andritz seine Ausschüttung von 2,10 auf 2,50 Euro je Aktie nach oben geschraubt.14 Die BAWAG Group hat ebenfalls tief in die Tasche gegriffen: Nach 3,70 Euro im Vorjahr bekamen die Aktionär:innen kürzlich 5,00 Euro pro Anteilschein aufs Konto gebucht.15 Bei der Vienna Insurance Group (VIG) wiederum können sich Anleger:innen nach 1,30 Euro im vergangenen Jahr heuer auf 1,40 Euro freuen.16 Auch die Raiffeisen Bank International war alles andere als knausrig: Je Aktie wurden 1,25 Euro bezahlt – das sind 45 Cent mehr im Vorjahr.17

Allerdings gab es auch einige Enttäuschung, darunter Mayr-Melnhof. Nach dem Rekordjahr 2022 musste der Kartonhersteller einen deutlichen Gewinneinbruch hinnehmen. Die Dividende wurde daher kräftig zusammengestrichen: Nach 4,20 Euro im Vorjahr (inkl. Sonderdividende) soll es nun nur noch 1,50 Euro je Aktie geben.18 Beim Faserhersteller Lenzing müssen die Investor:innen sogar eine, vielleicht auch mehrere Nullrunden schlucken. Das Unternehmen hat beschlossen, die bestehende Dividendenpolitik von mindestens 4,50 Euro pro Aktie auf unbestimmte Zeit auszusetzen.19 Wohl nicht ohne Grund: Wegen veränderter wirtschaftlicher Rahmendbedingungen musste er Konzern fünf Produktionswerke abschreiben und meldete für 2023 insgesamt einen Nettoverlust von 593 Millionen Euro.20 Auch der österreichische Immobilienkonzern Immofinanz will für das abgelaufene Geschäftsjahr keine Dividende zahlen. Mit dem Verzicht auf die Ausschüttung solle die Kapitalbasis gestärkt und höher rentierende Immobilien finanziert werden, hieß es.21

Laut aktuellen Markterwartungen werden damit wahrscheinlich insgesamt elf der 20 ATX-Unternehmen ihre Dividende für das Geschäftsjahr 2023 anheben, und drei dürften ihre Dividende senken. Im Vorjahr waren es zehn Dividendenerhöhungen bei zwei Kürzungen. Vier Unternehmen werden wahrscheinlich ihre Dividende unverändert lassen und zwei überhaupt keine zahlen.  

Dividendenübersicht ATX-Aktien

Hinweis: Dividendenzahlungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Dividenden. Sonderdividenden werden in der Tabelle nicht berücksichtigt. Dividendenerträge die mit einem Zahltag in der Zukunft angeführt sind, können sich ändern und sind Schätzungen.

Interessante Renditekennziffern

Was die Dividendenrendite – also das Verhältnis der für 2023 zu erwarteten Dividende zum Börsenwert eines Unternehmens – betriff, hat im ATX auch heuer die OMV die Nase vorn (10,1 Prozent). Dahinter folgen die BAWAG Group mit 9,8 Prozent, Uniqa mit 7,6 Prozent und die Österreichische Post mit 5,4 Prozent. Aber auch viele andere ATX-Werte kommen auf ansehnliche Renditen. In Summe stellt der Wiener Leitindex daher mit einer erwarteten Dividendenrendite für 2024 von 6,2 Prozent nicht nur viele andere Länder-Barometer deutlich in den Schatten (DAX: 3 Prozent; S&P 500: 1,4 Prozent),10 er bietet auch eine Rendite, die gut drei Prozentpunkte über der von 10-jährigen Bundesanleihen liegt.22

Für Dividendenjäger:innen ist Österreich daher ein durchaus spannendes Revier, zumal die Aktien nicht nur im internationalen Vergleich, sondern auch historisch gesehen günstig bewertet scheinen. So wird der ATX auf Basis der für 2024 erwarteten Ergebnisse aktuell lediglich mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 7,6 Prozent gehandelt – und damit 5,6 Prozentpunkte niedriger als im historischen Durchschnitt. Zum Vergleich: Der EURO STOXX 50 wird derzeit mit dem 13,5-fachen der erwarteten Gewinne bewertet, der S&P 500 sogar mit dem 23,2-fachen.10  

Eine Veranlagung in Wertpapiere birgt neben den geschilderten Chancen auch Risiken. Ein Kapitalverlust bis hin zum Totalverlust ist möglich.

 

Hinweis: Die Entwicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen.

1Quelle: Allianz Global Investors; Stand: 16. Jänner 2024
2Quelle: Deutsches Institut für Altersvorsorge: Stand: 16. Februar 2024
3Quelle: LSEG Datastream; Stand: 17. April 2024
4Quelle: FinanzNachrichten.de: Stand: 13. April 2024
5Quelle: Focus; Stand: 28. August 2020
6Quelle: Focus; Stand: 28. November 2022
7Quelle: Morningstar; Stand: 16. Mai 2023
8Quelle: Aktienwelt360; Stand: 26. Februar 2024
9Quelle: boerse.de; Stand: 16. April 2024
10Quelle: Wiener Börse; Stand: 4 April 2024
11Quelle: Investments.sparkasse.at: Stand: 17. April 2024

12Quelle: Der Aktionär: Stand: 1. Februar 2024
13Quelle: ZfK; Stand: 14. März 2024
14Quelle: Andritz; Stand: 21. März 2024
15Quelle: BAWAG Group; Stand: April 2024
16Quelle: VIG; Stand: 16. April 2024
17Quelle: Raiffeisen Bank International; Stand: 4. April 2024
18Quelle: Mayr-Melnhof; Stand: 12. März 2024
19Quelle: Lenzing; Stand: 11. April 2024
20Quelle: Lenzing; Stand: 15. März 2024
21Quelle: Immofinanz; Stand: 16. April 2024
22Quelle: Investing.com; Stand: 16. April 2024

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Stand: April 2024

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