Hokuspokus oder sinnvolle Strategie?
 

Bei den meisten Börsenweisheiten lässt sich nicht auf den ersten Blick erkennen, ob sie wirklich funktionieren. Bei manchen wird eine objektive Einschätzung noch zusätzlich erschwert, indem gut klingende Reime verwendet werden. „Sell in May and go away“ ist so ein Fall. Viele Anleger:innen dürften schon einmal davon gehört haben. Doch was ist wirklich an diesem saisonalen Ratschlag dran?

Historische Rückrechnungen

Als Erstes fällt auf, dass ein Verkauf von Aktien im Mai für sich genommen keine echte Strategie ist. Schließlich müssen die Anleger:innen auch wissen, wann sie wieder in den Markt einsteigen können. Dafür gibt es bereits eine passende Ergänzung mit eingebautem Reim: „And remember to come back in September“. Für eine brauchbare Rückrechnung sind jedoch genauere Angaben zu den Ein- und Ausstiegszeitpunkten erforderlich. Dazu betrachtet die Studie „'Sell in May and Go Away' ´Just Won’t Go Away“ zwei entgegengesetzte Strategien.1 Zum einen den Winter-Zeitraum, der Aktien von Anfang November bis Ende April hält, und zum anderen den Sommer-Zeitraum, der umgekehrt die Haltedauer von Anfang Mai über den September hinaus bis Ende Oktober beinhaltet. Das Ergebnis: Im Mittel erzielten Aktien im Winterhalbjahr signifikant bessere Renditen, was den Sell-in-May-Effekt bestätigt, nur eben mit dem angepassten Reim „Remember to come back in November“,, weshalb die Strategie auch als Halloween-Ansatz bekannt ist.2  Eine Langfristbetrachtung für den S&P Composite Index von 1871 bis 2021 stützt den Effekt sogar unter Berücksichtigung von Transaktionskosten.3 Allerdings zeigt diese Untersuchung, dass es einen Haken gibt. Denn über den Gesamtzeitraum schnitt ein durchgängiges Buy-and-Hold-Investment weitaus besser ab als die reine Winter-Strategie.

Hinweis: Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen. In der Wertentwicklung werden keinerlei renditemindernde Auswirkungen von Provisionen, Gebühren und anderer Entgelte auf den Kursverlauf berücksichtigt. 

Erklärungen

Das liegt ganz einfach daran, dass der saisonale Ansatz nur die Hälfte der Zeit im Markt engagiert ist. Das führt automatisch dazu, dass große Kursanstiege in Bullenmärkten unterbrochen werden. Die Sommer-Strategie ist also zwar deutlich schlechter als die Winter-Strategie, weist aber trotzdem eine positive Durchschnittsrendite auf. Und das wiederum bedeutet, dass der Vorteil der Winter- über die Sommer-Strategie aus Phasen resultiert, in denen ein Bärenmarkt vorherrscht. Die Verluste konzentrierten sich dabei vor allem auf die gefürchteten Crash-Monate September und Oktober. Beispiele waren die Einbrüche nach den Terroranschlägen in New York im September 2001 und infolge der Pleite von Lehman Brothers im September 2008 sowie die historischen Crashs im Oktober 1929 und Oktober 1987.4 Aus Angst vor solchen Ereignissen parken einige Anleger:innen ihr Geld im Sommer daher sicherheitshalber in Anleihen oder am Geldmarkt, auch wenn die Häufung von Crashs im September und Oktober eher dem Zufall geschuldet sein dürfte.

Hinweis: Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen. In der Wertentwicklung werden keinerlei renditemindernde Auswirkungen von Provisionen, Gebühren und anderer Entgelte auf den Kursverlauf berücksichtigt. 

Fazit

Wie für viele saisonale Effekte gibt es auch für Sell in May bisher keine abschließend gesicherte Erklärung. In den einzelnen Jahren ist es doch eher Zufall, ob die Börsenregel zutrifft oder nicht. Sogar Aktienprofis halten nichts von der Börsenregel. Andreas Telschow, Aktienexperte bei Fidelity International, meint: „Anleger sollten ihre langfristige Strategie nicht durch das saisonabhängige Verkaufen und Kaufen von Aktien gefährden.“ Es sei unmöglich, den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt bei Aktien abzupassen.Für Anleger:innen, die also saisonunabhängig agieren möchten und sich bei ihren Investmententscheidungen nicht mit dem perfekten Timing beschäftigen wollen, könnte daher ein s Investment Plan interessant sein.

Hinweise: Eine Veranlagung in Wertpapier birgt neben Chancen auch Risiken.

1Quelle: Andrade, S. C. / Chhaochharia, V. / Fuerst, M. E. (2018), 'Sell in May and Go Away' Just Won’t Go Away; Stand: 28. Dezember 2018
2Quelle: Dzhabarov, C. / Ziemba, W. T. (2011), Seasonal Anomalies; Stand: 2. Jänner 2012
3Quelle: CXO Advisory; Stand: 13. Mai 2021
4Quelle: Wikipedia; Stand: 28. April 2023Fortune; Stand: 21. April 2024
5Quelle: Handelsblatt; Stand: 01. Mail 2022

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Stand: Mai 2024

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