200 Jahre Sparkassen in Österreich

Wie alles begann ...

Es ist dies auch die Geschichte von Marie Schwarz, dem damals 12-jährigen Mädchen, das am 4. Oktober 1819 das erste Sparbuch mit einer Spende von 10 Gulden (heute etwa 140 Euro) erhielt. Marie Schwarz stammte aus ärmsten Verhältnissen, war Schülerin der Klosterschule der Ursulinen und wurde von ihrer Oberin als „voll von Talenten" gelobt.

Mit den Worten „Spare für deine Zukunft!" überreichte ihr Pfarrer Johann Baptist Weber, der Initiator und Mitbegründer der Ersten Oesterreichischen Spar-Casse, nach der Gründungsmesse in der Wiener Vorstadtgemeinde St. Leopold das Sparbuch mit der Nummer 1. Und zwar in jenem Kanzleiraum des Pfarrhauses, in dem auch an diesem denkwürdigen Tag mit einem Kapital von 10.000 Gulden zuvor die Spar-Casse gegründet worden war und Einzahlungen auf die ersten Sparbücher Österreichs und somit Zentraleuropas erfolgen konnten. Damit gab es jetzt ein Geldinstitut, das für alle Bevölkerungsschichten offen stand. Im Gründungsjahr haben insgesamt 100 bedürftige Kinder im Alter von 12 bis 15 Jahren, ebenso wie Marie Schwarz, ein Sparbuch mit 10 Gulden Starteinlage erhalten.

Weder Pfarrer Johann Baptist Weber noch seine Unterstützer, Graf Saurau als Oberster Kanzler der Wiener Stadtregierung sowie der damalige Direktor der Nationalbank der Donaumonarchie, Bernhard Ritter von Eskeles und der Hofagent lgnaz Ritter von Schönfeld, ahnten an jenem 4. Oktober, dass damit eine 200-jährige Erfolgsgeschichte der Sparkassen beginnen sollte.

Nach der Gründung der Ersten Oesterr. Spar-Casse setzte Kaiser Franz I. persönlich weitere Impulse, um Sparkassen in allen Teilen der Monarchie zu gründen. Ziel war es, eine Präventiveinrichtung gegen die massenhafte Verarmung der Bevölkerung zu schaffen und den Menschen mit der Sparkassen-Idee und der Erfindung des Sparbuches ein Instrument der Vorsorge und Vermögensbildung in die Hand zu geben. Und laut Sparkassen­Gründungsstatut sollte niemand, ,,kein Alter, kein Geschlecht, kein Stand, keine Nation von den Vorteilen ausgeschlossen sein, welche die Sparkasse jedem Einlegenden anbietet". Mit diesem „menschlich respektvollen" Gründungsgedanken trat die Sparkassen-Idee vor 200 Jahren, im Oktober des Jahres 1819 ihren Siegeszug an. Und bis heute unverändert gilt: Was zählt, sind die Menschen.

Die Sparkassen-Idee erobert Tirol und Kufstein

Die zweite Sparkasse Österreichs wurde 1822 in Innsbruck vom Tiroler Landesstatthalter Graf Chottek gegründet. Im Jahr 1877 war es dann auch in Kufstein soweit. Am 14. November fand unter Vorsitz von Bürgermeister Georg Anker die Gründungsversammlung statt. Bei dieser erlegten die Mitglieder einen Garantiefonds von insgesamt 25.000 Gulden, bestehend aus 125 Anteilen zu je 200 Gulden.

Als erstes Geldinstitut im Bezirk öffnete die Sparkasse Kufstein am 3. Dezember 1877 ihre Tore - damals im ersten Stock des ehemaligen Wirtshauses „Traube" am Unteren Stadtplatz. Heute befinden sich dort Amtsräume des Rathauses. Die erste Einlage - ein Betrag von 250 Gulden - wurde von Sebastian Anker, Schreierbauer in Kufstein, getätigt. Seinem Beispiel folgten viele Sparer, sodass bereits nach einem Monat 7.000 Gulden erreicht waren und auch in Kufstein die Menschen mit Hilfe der Sparkassen-Idee an eine bessere Zukunft glauben konnten.