Kapitalmärkte im KI-Bann

Entgegen vergangenen Einschätzungen zahlreicher Marktbeobachter:innen zeigt sich das Börsenjahr 2024 bis dato von einer äußerst freundlichen Seite. Verantwortlich für die positive Anlegerstimmung sind in erster Linie die resilienten Unternehmensgewinne und die Zukunftsfantasien rund um die Künstliche Intelligenz. Ist diese KI-Euphorie begründet?
 

Nvidia & Co schweben auf Wolke sieben

Die Aktienmärkte liegen seit Beginn des Jahres – je nach Sektor und Region – deutlich, oft zweistellig im Plus. Das kommt angesichts der herausfordernden Großwetterlage im Wirtschaftsumfeld für viele überraschend. Insbesondere Aktien, die auf der KI-Welle surfen, können aktuell besonders bei Anleger:innen reüssieren. Stellvertretend für das KI-Segment gilt der Chip-Produzent Nvidia. Das amerikanische Unternehmen von CEO und Gründer Jen-Hsun Huang entwickelt modernste Grafikprozessoren (GPU), welche sich für Cloud-Anwendungen und Krypto-Mining, vor allem aber für den Einsatz in KI-Rechenzentren hervorragend eignen. Die Nachfrage nach Nvidia-Chips führt momentan zu kometenhaften Anstiegen beim Unternehmensumsatz – bzw. Gewinn und versetzt Anleger:innen sowie Analyst:innen in einen Kaufrausch. Beispielsweise stieg nach Veröffentlichung der Quartalsergebnisse am 22. Februar der Börsenwert des Unternehmens um 277 Mrd. USD. Das entsprach dem mit Abstand stärksten Wertzuwachs an einem einzigen Tag in der Kapitalmarktgeschichte. Nvidia stieg innerhalb von 24 Stunden um den Wert von McDonalds, könnte man es anders formulieren. Seither ist Nvidia der drittwertvollste Konzern weltweit (Marktkapitalisierung von rund 2 Billionen US-Dollar; hinter Microsoft und Apple). Doch Nvidia ist bei weitem nicht der einzige Profiteur einer computer-, daten- und softwaregesteuerten wirtschaftlichen Zukunft. Zahlreiche andere Aktien aus der Technologieszene steigen im Windschatten Nvidias mit an.
 

Zurück zum Neuen Markt?

Manche Investor:innen fühlen sich beim Blick auf die Kursanstiege von Nvidia & Co an den Beginn des Jahrtausends zurückerinnert, als das Internet für Furore sorgte. Damals koppelten sich die Bewertungen vieler Unternehmen von den fundamentalen Zahlen ab und die Gier ließ so manchen Anleger:innen sämtliche Veranlagungsgrundsätze über Bord werfen. Das Ende ist bekannt. An den Märkten begann nach dem Hype eine saure Gurkenzeit und der NASDAQ verlor in der Spitze mehr als 80 Prozent.  

Keine Bubble

Selektiv mögen manche Aktien zuletzt etwas heiß gelaufen sein, ein Vergleich mit der Technologie-Bubble rund um die Jahrtausendwende ist jedoch im Moment für den globalen Aktienmarkt nicht angebracht. Und zwar aus dreierlei Gründen:

Erstens sind die Bewertungen an den Aktienmärkten allgemein nicht unbedingt günstig, jedoch nach wie vor deutlich von den Niveaus vor rund 25 Jahren entfernt. Auf Basis des „Kurs-Gewinn-Verhältnisses” (KGV) für die nächsten 12 Monate beispielsweise (aktueller Kurs im Verhältnis zu den geschätzten Gewinnen) ist der globale Aktienmarkt mit einem Wert von 19 bewertet. Dieser Wert liegt etwas über dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre (Ø 16,3), aber deutlich unterhalb der Höchstwerte 1999 (KGV von 26).

Zweitens sind im Vergleich zu damals die Geschäftsmodelle der Unternehmen, welche die aktuelle Rallye treiben, keine Luftschlösser. Die Latte der Zukunftserwartungen liegt bei manchen Unternehmen recht hoch, jedoch können die allermeisten von ihnen solide Cashflows und realistische Ertragsprognosen aufweisen.

Drittens bietet der Einsatz (generativer) Künstlicher Intelligenz tatsächlich enormes Potenzial. Bezüglich Tempo, Umsetzbarkeit und Dimension gehen die Meinungen zwar auseinander - Expert:innen sind sich aber einig: Der Einsatz von KI wird unser Wirtschaftssystem langfristig grundlegend verändern. Neben Effizienzsteigerungen verspricht ihre transformative Kraft auch völlig neue, innovative Lösungen, die unsere Lebensgewohnheiten grundlegend verändern können.

 

Mehr als nur Halbleiter und Rechenzentren.

Vom KI-Einsatz dürften perspektivisch wesentlich mehr Unternehmen profitieren als jene, welche aktuell in der ersten Reihe sitzen. Folgende Beispiele können helfen, die eigenen Gedanken hinsichtlich Einsatzmöglichkeiten zu strukturieren:

  • Mobilität: KI ist der wesentliche Faktor am Weg zu selbstfahrenden Fahrzeugen.
  • Handel: Ganze Marketingkampagnen können zielgruppenorientiert auf Knopfdruck erstellt, Produkttrends antizipiert oder Distributionsprozesse optimiert werden.
  • Medizintechnik: In der Diagnostik kann die KI  in Windeseile medizinische Bilder verarbeiten.
  • Pharma: Hier können sowohl das Tempo als auch die Kosten bei der Erforschung neuer Medikamente drastisch reduziert werden.
  • Finanzindustrie: Komplexe Datenmuster können erkannt und analysiert werden, was für effizientere Kreditvergabe- und Risikomanagementprozesse sorgt. 
  • Cyber-Kriminalität: Auch zur Abwehr von Hackerangriffen & Schadsoftware dürfte diese elementar wichtig werden.

Diese Liste ließe sich unendlich fortsetzen und es liegt auf der Hand, dass kein Segment des Wirtschaftssystems von den Auswirkungen Künstlicher Intelligenz unbetroffen bleiben dürfte. Letztendlich hat der Einsatz Künstlicher Intelligenz schon jetzt tiefgreifende Einwirkungen auf unsere Gesellschaft und die (positiven als auch negativen) Veränderungen werden langfristig deutlich zunehmen. Einzelne KI-Gewinner zu identifizieren, gleicht jedoch einer Herkulesaufgabe. Selbst die KI kann nicht beantworten, wie sich die Zukunft entwickeln wird. Anleger:innen sind unseres Erachtens daher gut beraten, einzelne spekulative Investments nur selektiv im Portfolio zu berücksichtigen und das Thema lieber breit abzudecken. Die Künstliche Intelligenz ist jedenfalls gekommen, um zu bleiben. 

Stefan Gerstmayr, Sparkasse OÖ Kapitalanlagegesellschaft

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