Marktbericht Juli 2024

Das erste Halbjahr am Finanzmarkt ist geschlagen - was erwartet uns im zweiten Halbjahr und wie sieht der aktuelle Zinsausblick aus?

Nach dem überraschend positiven ersten Quartal zeigten sich die Aktienmärkte im zweiten Vierteljahr etwas weniger dynamisch, obwohl sich die Konjunkturaussichten in Europa und China aufhellten und die Erwartungen für die Gewinne in den Jahren 2024 und 2025 gestiegen sind. Neben der Unsicherheit durch die Neuwahlen in Frankreich liegt dies daran, dass auch die Inflation wie ursprünglich prognostiziert bisher hartnäckiger blieb und dadurch die Zinssenkungserwartungen gedämpft wurden.

Dennoch können wir auf eine höchst erfreuliche Aktienmarktentwicklung im ersten Halbjahr zurückblicken. Das Thema Künstliche Intelligenz war weiterhin ein wichtiger Treiber und beflügelt inzwischen die Märkte auch stärker in der Breite. Viele Unternehmen - wie u.a. aus dem Energie- und Industriesektor - planen hohe Investitionen, was wiederum die Kursfantasie bei Anleger:innen weckte. Zusätzlich verlief die Q1-Berichtssaison sehr erfreulich. Nicht nur die Gewinnerwartungen der Analyst:innen wurde im Aggregat übertroffen, viele Unternehmen gaben auch einen positiven Ausblick auf das weitere Geschäftsjahr.

Am besten performte im ersten Halbjahr der japanische Leitindex Nikkei 225, dicht gefolgt vom US-Technologieindex Nasdaq 100 und am dritten Platz landete der marktbreite US-Index S&P 500.

Der Goldpreis knüpfte im zweiten Quartal an die Preisstärke seit Jahresstart an und erreichte im Gleichschritt mit den Aktienmärkten neue Höchststände. Mit einer Performance von 12,60 % (in USD) konnte das Edelmetall auch das ein oder andere Indexschwergewicht hinter sich lassen. Die Treiber hinter der Preisstärke sind weiterhin die Notenbanken. Hier bauen einige Zentralbanken im Zuge einer gewissen Abkehr vom US-Dollar ihre Goldreserven kontinuierlich auf, allen voran die Chinesische Zentralbank. Die globalen Notenbanken sind nun schon seit ca. 14 Jahren ununterbrochen Nettokäufer von Gold und dieser Trend wird auch in Zukunft anhalten. Die Assetklasse Gold bleibt so gesehen eine bedeutende Ergänzung in einem diversifizierten Portfolio.

Die US-Wirtschaft kühlte sich in jüngster Vergangenheit nach einer sehr starken Phase etwas ab. Einige Indikatoren zeigen, dass es für private Haushalte zunehmend schwieriger war, die vergangene Dynamik ihrer Ausgaben zu halten.
Trotz allem wird die Konjunktur nur langsam an Schwung verlieren, dies liegt vor allem daran, dass die FED weiterhin an ihrer expansiven Gangart festhält. Zum einen gibt der Staat erneut viel Geld direkt aus, zum anderen fördert er grüne und einige andere Investitionen durch steuerliche Anreize. Im Wahljahr 2024 dürfte die Fiskalpolitik expansiv bleiben, die Impulse für die Konjunktur werden aber wahrscheinlich etwas geringer ausfallen als im vergangenen Jahr.

Im Gegensatz dazu kommt die europäische Wirtschaft nach einer beinahe Stagnation über die Wintermonate langsam wieder in Schwung. Das BIP-Wachstum im ersten Quartal überraschte mit 0,3 % im Vorquartalsvergleich positiv, auch wenn der milde Winter dazu beigetragen hatte. Die jüngsten Einkaufsmanagerumfragen wecken die Hoffnung, dass der Aufschwung im Sommer weitergehen dürfte. Dazu beitragen wird auch das Nachbarland Deutschland, welches die Konjunkturflaute überwunden hat und nun wieder in Fahrt kommen dürfte. Als wichtigen Motor des Aufschwungs sehen die Wirtschaftsforschungsinstitute vor allem die erwartete Erholung des privaten Konsums. Mehrere führende Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Prognosen für Deutschlands Wirtschaft im Juni angehoben.

Die EZB hat am 6. Juni die Leitzinsen wie erwartet um 25 Basispunkte (0,25 %) gesenkt. Konkrete Hinweise zum weiteren Vorgehen gab die EZB-Präsidentin Lagarde in der anschließenden Pressekonferenz nicht. Die moderaten Aufwärtskorrekturen des BIP-Wachstums für 2024 sowie die weiterhin zu hohe Inflation deuten jedoch darauf hin, dass es die EZB mit den Leitzinssenkungen jedenfalls nicht ganz so eilig hat. Für die Gesamtinflation wird weiterhin eine rückläufige Entwicklung in den kommenden Monaten erwartet, allerdings werden die Fortschritte langsam sein und temporäre Rückschläge wie zuletzt im Mai sind möglich. Erste Group Research rechnet aktuell im heurigen Jahr noch mit drei weiteren Zinssenkungen im Ausmaß von 25 Basispunkten, wobei im September der nächste Zinsschritt erfolgen soll.

Da sich das US-Wachstum bisher nur langsam abkühlt und die Inflationsrate zuletzt knapp oberhalb von 3 % seitwärts tendierte, hat die US-Notenbank Fed in jüngster Vergangenheit keinen Grund, die Zinsen zu senken. Aktuelle Prognosen deuten auf eine erste Zinssenkung im September hin, wobei der US-Inflationspfad aber weiterhin schwierig einzuschätzen ist.
Zusammen mit einer schwachen Konjunktur und anhaltend schwachem Preisdruck erwartet Erste Group Research dann bis zum Jahresende noch zwei weitere Zinssenkungen ebenfalls um jeweils 25 Basispunkte.

Der globale Aktienmarktindex ist weiterhin in einem gut ausgeprägten Aufwärtstrend. Die verbesserten Konjunktur- und Gewinnwachstumsaussichten sind auch im zweiten Halbjahr als positiv für den Aktienmarkt zu betrachten, allerdings preisen die Börsen im Allgemeinen bereits sehr gute Aussichten ein. Für positive Impulse könnte zudem die anstehende Berichtsaison der Unternehmen sorgen. Die eine oder andere Überraschung beim derzeit bestimmenden Thema KI ist hier durchaus möglich. Ein weiteres Hauptaugenmerk werden die Börsianer wie bisher auf die Inflationsentwicklung legen. Rückläufige Preise werden den Aktienmarkt auch künftig unterstützen.

Arnold Kastler, Product Governance Sparkasse OÖ

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