20 Jahre Euro

Interview mit dem Sparkassenverband

20 Jahre Euro

Interview mit dem Sparkassenverband

Der Euro feiert seinen 20. Geburtstag. Ein guter Grund, um zurückzublicken, wie sich der Euro auf die europäische Wirtschaft ausgewirkt hat und was die Zukunft für den Euro bereithält.

Betrachten Sie den Euro als eine Erfolgsgeschichte? Hat der EURO "gehalten", was er uns bei Einführung "versprochen" hat (einerseits für die Wirtschaft, andererseits für den privaten Bürger)?

Die Sparkassen haben sich von Anfang an für die europäische Gemeinschaftswährung eingesetzt und die Menschen mit zahlreichen Informationsveranstaltungen auf die Einführung des Euros eingestimmt. Als die Sparkassen die ersten Starter-Sets ausgeben haben, herrschte ein immenser Andrang. Das Interesse war riesig, für die Sparkassen war die Einführung des Euros gleichzeitig eines der größten Projekte in unserer mehr als 200-jährigen Geschichte.

20 Jahre später teilen wir noch den gleichen Enthusiasmus, denn der Euro hat uns und Europa stärker zusammenrücken lassen. Das passt perfekt zu unseren Unternehmenswerten, nämlich das Verbindende stets vor dem Trennenden zu stellen. Heute kann sich niemand mehr vorstellen Geld wechseln zu müssen, wenn es im Urlaub nach Italien oder Spanien geht.

Anfangs gab es bei den Österreicher:innen sicherlich die Befürchtung, dass der Euro zum Teuro wird und Produkte sowie Dienstleistungen mit der Umstellung regelrechte Preissprünge machen würden. Einen Inflationsschub durch den Euro gab es aber nie und heute ist der Euro die zweitstärkste Währung der Welt. Der stätige EU-Zuwachs hat nicht nur jüngeren Mitgliedsstaaten massive Wachstumsbeschleunigung verschafft – auch Länder wie Österreich haben stark von den neuen Investitionsmöglichkeiten und vergrößertem Binnenmarkt profitiert, wodurch der Wert des Euro über die letzten 20 Jahre massiv gestiegen ist und zu unserem heutigen Wohlstand erheblich beigetragen hat. Man kann also sagen, dass der Euro eine echte Erfolgsgeschichte ist.

 

Was sind aus Ihrer Sicht Baustellen, die es beim EURO noch fertig zu stellen gilt? Immer wieder wurde/wird ja etwa die fehlende Binnenstruktur (also gemeinsame Währung, aber keine gemeinsame Wirtschafts- , Budget- , Steuer- und Lohnpolitik in der Eurozone) kritisiert. 

Es war ein mutiger Schritt der damaligen Entscheidungsträger:innen, den Euro auch ohne gemeinsamer Fiskalpolitik einzuführen. Der Euro war und ist ein Experiment des Zusammenhalts der Euroländer. Die Finanzkrise des vergangenen Jahrzehnts wäre mit integrierter Fiskalpolitik in der EU womöglich nicht so hart gewesen. Dennoch haben die Euroländer ihren starken Zusammenhalt unter Beweis gestellt. Der Euro ist „der“ integrative Meilenstein der Europäischen Union. Als Leitplanken für die gemeinsame Währung gab bzw. gibt es ja die Maastricht Kriterien. Hier besteht insofern die Baustelle, die Maastricht Kriterien zukunftsfit zu machen. Konkret bedeutet das, einen Rechtsrahmen für eine verstärkte Haushaltsdisziplin zu schaffen, der ausreichend Spielraum für den Umbau zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft lässt. Die Herausforderung besteht darin, den Euro stabil zu halten und gleichzeitig den Grünen Wandel sozial gerecht zu gestalten.

 

Wie hat der EURO die Arbeit des Bankensektors verändert?

Der Euro war und ist ein Motor der Integration. Die gemeinsame Währung hat es ermöglicht, Bankprodukte grenzüberschreitend zu vergleichen. Obwohl die Kund:innen nach wie vor lieber bei ihrer regionalen Sparkasse bleiben, führte der Euro und die zunehmende Harmonisierung des Rechtsrahmens grundsätzlich dazu, dass das grenzüberschreitende Angebot und die grenzüberschreitende Nachfrage erleichtert wurden. Diese Angleichungsschritte der letzten 20 Jahre haben die Arbeit sehr stark beeinflusst.

Der Euro, bzw. dessen Vorgänger, führte auch zur Gründung der Europäischen Zentralbank (EZB). Mittlerweile hat die EZB auch aufsichtsrechtliche Funktionen, d.h. dass auch die Bankenaufsicht europäisiert wurde und die Arbeit des Bankensektors stark beeinflusst hat.

 

Wie blicken Sie auf die bis jetzt vagen Pläne zur Einführung eines digitalen Euro und die Aussicht auf eine weitere Ausdehnung der EuroZone? 

Die EZB hat vor einiger Zeit dazu eine öffentliche Konsultation gestartet. Das Interesse der Bürger:innen an einem digitalen Euro ist jedenfalls riesig. Laut den derzeitigen Plänen soll er ein einfaches Zahlungsmittel und eine digitale Bargeldalternative sein. Gleichzeitig wünschen sich die Bürger:innen am allermeisten Privatsphäre. D.h. sie wollen nicht, dass der Digitale Euro, so wie es oft bei Blockchain basierten Krypto-Vermö­genswerten der Fall ist, komplett transpa­rent ist und ihren Zahlungsverkehr offen­legt.

Wir sehen großes Potenzial für den Digitalen Euro. Denn der Digitale Euro wird aller Voraussicht nach programmierbar sein und uns ermöglichen unseren Kund:innen neue Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die derzeit vielleicht noch gar nicht denkbar sind. Die meisten Industriestaaten der Welt arbeiten derzeit an ihren eigenen digitalen Währungen. Unserer Ansicht nach wäre es ein großer Fehler die Zukunft zu verschlafen.

Es stellen sich allerdings noch viele Fragen bezüglich der Verfügbarkeit des Digitalen Euro außerhalb des Euroraums, unter anderem auch im Bereich der Geldwäscheprävention und Terrorismusbekämpfung. Dennoch sehen wir hier eine Chance für die internationale Stärkung des Euro. Sollte der Digitale Euro außerhalb des Euroraums verfügbar sein, so wie auch der analoge Euro in mehreren Staaten außerhalb der EU als Hauptwährung geführt wird, könnte der digitale Euro auch EU-Bürger:innen aus nicht Euroländern zugutekommen. Auch könnten nicht-EU Bürger:innen weltweit in Euro handeln, was zum einen den Euro stärken würde und zum anderen auch internationalen Handel und Einkauf für EU-Unternehmen und Privatbürger:innen erleichtern könnte. Ob dies tatsächlich möglich sein wird, ist noch abzuwarten.

Wir begrüßen die Ausdehnung der Eurozone. Um dem Euroraum beitreten zu können, muss der jeweilige Mitgliedstaat strikte Kriterien erfüllen, z. B. auf Dauer tragfähige öffentliche Finanzen haben. Das Beitrittsverfahren stärkt daher den jeweiligen Mitgliedstaat und in Summe auch die gesamte Union. Da die österreichischen Sparkassen sehr stark in Zentral- und Osteuropa aktiv sind, hoffen wir, dass der Beitritt Kroatiens zum Euroraum dieses Jahr erfolgreich abgeschlossen werden kann und wir in 2023 Kroatien als neues Euroland begrüßen können.