Geldanlage Tipps für Frauen – Interview

Beim Geldanlegen denken Männer: "Wie viel kann ich verdienen?" Frauen hingegen überlegen: "Was kann alles schiefgehen?" Wie Frauen ihre Ambitionen bei der Geldanlage am besten verfolgen können.

Finanzen von Frauen für Frauen

Beatrice Schobesberger war über 35 Jahre im Finanzbereich in leitenden Positionen tätig, zuletzt als Senior Advisor Private Banking in der Erste Bank und Sparkasse. Heute ist sie selbstständige Finanzexpertin mit einer Leidenschaft dafür, Frauen auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit zu begleiten. Im Podcast Moneyküre gibt sie gemeinsam mit Lisa Pulsinger Tipps zu Finanzen und Mindset, Sparen und Anlegen.

Nicole Weinhengst ist seit über 30 Jahren in der Finanzbranche. Seit 18 Jahren ist sie als Finanzexpertin und diplomierte Trainerin in der Erste Asset Management GmbH tätig. Die Finanzbildung aller Generationen ist ihr ein besonderes Anliegen. Als freiwillige Wissensvermittlerin ist sie auch im Erste Financial Life Park engagiert. Auf der Plattform she invests erklärt sie, warum sich Frauen im Speziellen mit Geld beschäftigen sollten und welche Möglichkeiten sie haben, mehr aus ihrem Geld zu machen.

Gemeinsam mit weiteren Expert:innen hosten sie regelmäßig die begehrte kostenlose Veranstaltung she invests – Online-Events zu Geld-Themen für Frauen. Hier mehr zu she invests erfahren und gleich für das nächste Event anmelden.  

  • Muss ich eigentlich reich sein, um zu investieren?   

Beatrice Schobesberger: Ich würde es umformulieren: Frau muss investieren, wenn sie vielleicht eines Tages reich werden möchte. Wobei das Wort “reich” natürlich ein sehr breiter Begriff und auch sehr individuell ist. Man kann heute mit 50 Euro im Monat beginnen und das Sparen sukzessive aufbauen. Man sollte jedenfalls nicht warten, bis man reich ist. Sonst wird man es nie.

Nicole Weinhengst: Man muss natürlich nicht reich sein. Gerade jene Menschen, die nicht reich sind, müssen Reserven aufbauen. Wenn mal etwas aus dem normalen Alltagsleben herausspringt oder sich verändert, wie zum Beispiel eine kaputte Waschmaschine, muss ich das Geld auf der Seite haben. Diesen Polster muss ich von Anfang an bestimmen. Ich kann zum Beispiel nicht sagen: “Was bleibt mir über zum Sparen?”. Ich muss Sparen in meine fixen Zahlungen mitreinnehmen. Das heißt: Ich habe monatlich Miete, Heizung, Sparen zu leisten – und dann schaue ich, was mir bleibt. 

  • Die 50-30-20-Methode besagt: 50 % des monatlichen Einkommens sollte man für Fixkosten reservieren, 30 % für die variablen Ausgaben und 20 % fürs Sparen und Anlegen. Für viele Menschen geht sich das heute aber nicht aus. 

Nicole Weinhengst: Das verstehe ich. Wenn der Wohnbereich mittlerweile 50 % der Ausgaben ausmacht, wird es mit dieser Quote wirklich schwierig. Wir müssen da realistisch sein. Deswegen glaube ich:  5 – 10 % sind ein guter Ansatz. Diesen sollten Frauen auch konsequent halten. 

Beatrice Schobesberger:
 Wobei viele Frauen trotzdem sagen: “Ich kann mir das nicht leisten”. Da müssen wir aufpassen. Frauen müssen oftmals mit einem sehr viel geringeren Einkommen als Männer auskommen und können diese Sparquote nicht leisten. Das Ziel wäre es aber.

Viele Frauen haben ein geringeres Einkommen als Männer. In Österreich arbeiten rund 50 % der Frauen in Teilzeit. Zum Teil auch, weil sie in Beziehungen die Kindererziehung übernehmen. Sind sie vom Investieren ausgenommen? Ganz und gar nicht. Gerade weil sie andere Voraussetzungen haben als Männer, sind sie angehalten, aktiv etwas für ihre finanzielle Gesundheit zu tun. Das können Gedanken in Richtung Pensionsvorsorge, Veranlagung oder auch Lebensversicherung sein. 

Viele Frauen haben ein geringeres Einkommen als Männer. In Österreich arbeiten rund 50 % der Frauen in Teilzeit. Zum Teil auch, weil sie in Beziehungen die Kindererziehung übernehmen. Sind sie vom Investieren ausgenommen? Ganz und gar nicht. Gerade weil sie andere Voraussetzungen haben als Männer, sind sie angehalten, aktiv etwas für ihre finanzielle Gesundheit zu tun. Das können Gedanken in Richtung Pensionsvorsorge, Veranlagung oder auch Lebensversicherung sein. 

  • Haben Frauen eine andere Beziehung zu Geld als Männer? 

Beatrice Schobesberger: Ja. Meine Beobachtung ist: Frauen sind viel zu zurückhaltend. Sie lassen lieber ihre Männer für sie sprechen. Auch dann, wenn es um ihr eigenes Geld geht. Frauen sprechen auch nicht oft über Geld, weil sie Angst haben, zu wenig darüber zu wissen. Daher sind sie auch vorsichtiger beim Investieren. Sie denken: “Was könnte da alles schiefgehen?”. Männer hingegen denken: “Wie viel kann ich dabei verdienen?”.

Nicole Weinhengst: Das spiegelt auch meine Erfahrungen wider. Das Tabu-Thema “Über Geld spricht man nicht” ist eindeutig da. Das fängt schon beim Taschengeld in der Schule an – sowohl Buben als auch Mädchen tauschen sich dazu nicht aus. Wirtschaftskunde und Finanzen sind an Schulen leider kein wirkliches Thema. Später wird bei Frauen daraus eine Angst, nicht die richtige Entscheidung treffen zu können. Ich beobachte tolle Frauen, die tagtäglich Hunderte Entscheidungen treffen. Sie denken in Konsequenzen und 30 Schritte voraus. Aber nicht bei Geld. Und darum geht es: Was man kennt, entscheidet man. Wo es einem an Wissen fehlt, ist man vorsichtig. 

  • Welche Geld-Fehler beobachten Sie bei Frauen besonders häufig? 

Beatrice Schobesberger: Der größte Fehler ist, gar nichts mit dem eigenen Geld zu machen. Den Kopf in den Sand zu stecken. Frauen sollten sich so rasch wie möglich mit ihren Finanzen beschäftigen und zuerst den Notgroschen weglegen, bevor sie mit dem Investieren beginnen. 

Nicole Weinhengst: Wir haben in Österreich die Mentalität, dass wir uns keine Fehler erlauben dürfen. Scheitern Frauen, ist es gefühlt doppelt so schlimm. Das Schöne ist: Wir sind alle soziale Wesen, sind gerne in Gruppen. Entscheidungen in dieser Hinsicht möchten manche vielleicht eher gemeinsam treffen. Wir sollten uns für andere Frauen daher freuen und von ihren Erfahrungen mit Geld lernen. Machen wir einmal einen Fehler, dann einfach gut informieren, darüber sprechen, vielleicht auch mit Freund:innen oder sogar Berater:innen. Das sind schließlich Wegbegleiter:innen in finanziellen Angelegenheiten. So wie ich einer Ärzt:in ein gesundheitliches Thema anvertraue, darf ich meiner Betreuung in der Bank auch einiges anvertrauen. 

Beatrice Schobesberger: In unseren Workshops animieren wir Frauen dazu, aktiv über Geld zu sprechen – nicht nur über Kinder und Sonderangebote. Passiert das immer wieder, verlieren sie langsam die Scheu. “Was hast du jetzt schon alles gemacht?” “Wie ist es dir dabei gegangen?” “Welche Versicherungen hast du?” “Hast du einen Sparplan?”. Diese Themen dürfen Frauen ruhig in normale Gespräche einbeziehen. 

  • In vielen Beziehungen sind Geld, Vorsorge und Versicherung aber immer noch reine Männersache.

Beatrice Schobesberger: Das ist sogar ganz häufig so. Ich denke: Übers Geld zu reden, gehört zu einer guten Beziehung dazu. Ich übe das gern mit Frauen im Coaching. Wenn das finanzielle Leben nicht harmonisch verläuft, kann es nämlich manchmal mit ein Scheidungsgrund sein – ebenso wie auch andere Dinge, die man nicht anspricht. Spätestens, wenn man zusammenzieht oder eine Wohnung kauft, muss man sowieso über Geld sprechen. Es tauchen Fragen auf, wie: “Wer unterschreibt?” “Wer steht im Grundbuch?” “Eröffnen wir ein zusätzliches, gemeinsames Haushaltskonto?”. In der Beratungspraxis habe ich immer darauf geachtet, dass, wenn ein Paar vor mir sitzt, ich die Frau mindestens genauso anspreche, animiere und frage: “Ist es für Sie verständlich? Können Sie sich damit identifizieren? Was interessiert Sie besonders, worauf sollen wir noch eingehen?”. Frauen bereiten sich oft sehr gut auf diese Gespräche vor. 

Nicole Weinhengst: Ich bin da noch offensiver. Ich sage immer: “Geld hat mit Liebe nichts zu tun.”  Emotionale Erpressung und Schüchternheit? Das ist nicht das Richtige. Wenn wir als Paar besprechen, welche Haushaltsgeräte wir für unser Zuhause kaufen, wo wir gemeinsam wohnen, dann besprechen wir bitte auch das gemeinsame Geld. Ich bin eine Verfechterin von einem dritten, gemeinsamen Konto, wo beide zu prozentuell gleichen Teilen – zum Beispiel 10 % des Nettoeinkommens – für den Haushalt einzahlen. Viele Partnerschaften sind glücklich mit dieser Lösung. So hat jeder sein eigenes Geld, behält die eigene Freiheit und Unabhängigkeit. Niemand kommentiert, wofür die andere Person ihr Geld ausgibt. Für den Haushalt wird alles transparent. Und Transparenz schafft Sicherheit.

  • Was heißt es für Frauen, finanziell gesund zu sein? Woran macht man das fest?  

Beatrice Schobesberger: Finanziell gesund zu sein, heißt, den Überblick über sein Geld zu haben. Zu planen. Wenn ich plane, entwickle ich eine gewisse Sicherheit und bin entspannter. Und mit der Entspanntheit geht auch vieles andere einfacher. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die finanzielle Gesundheit auf die emotionale und auch die physische Gesundheit auswirkt. Wenn ich finanzielle Sorgen habe, ist die Wahrscheinlichkeit, krank zu werden, deutlich höher.

Nicole Weinhengst: Ich möchte noch Selbstbestimmung und Selbstbewusstsein hinzufügen. Ich bin gerüstet für schlechte Zeiten, habe einen Polster, kann strategisch vorgehen. Ich mindere auch Ängste. Das alles trägt dazu bei, glücklicher zu sein und einen gesünderen Blickwinkel auf das eigene Leben zu haben. 

Die Finanzrealität der Frau in Österreich

  • In Österreich verdienen Frauen im Durchschnitt 18,8 % weniger als Männer. Der sogenannte Gender Pay Gap liegt hierzulande über dem EU-Durchschnitt. 

  • Jede 2. Frau (50,7 %) arbeitet in Österreich zudem in Teilzeit. Das liegt oft daran, dass sie die Kinderbetreuung übernimmt. Dadurch hat sie klarerweise weniger Einkommen als er – und damit auch eine gerin­gere Alters­vorsorge (die Zusammenhänge erklären wir in unserem Beitrag “Pension, Pay Gap oder Party”).

  • Im Ruhestand erwartet Frauen eine Pension, die im Schnitt um 42 % geringer ist als die der Männer. In Österreich sind 26 % aller Frauen, also mehr als ein Viertel, dem Risiko der Altersarmut ausgesetzt.  Um das zu verhindern, sollten Frauen sich früh mit ihren finanziellen Möglichkeiten beschäftigen. Die Plattform she invests geht mit ihren Inhalten genau auf die Lebenswelten von Frauen ein und unterstützt Frauen mit kostenlosen Webinaren und Veranstaltungen rund ums Geld.  

Die Finanzrealität der Frau in Österreich

  • In Österreich verdienen Frauen im Durchschnitt 18,8 % weniger als Männer. Der sogenannte Gender Pay Gap liegt hierzulande über dem EU-Durchschnitt. 

  • Jede 2. Frau (50,7 %) arbeitet in Österreich zudem in Teilzeit. Das liegt oft daran, dass sie die Kinderbetreuung übernimmt. Dadurch hat sie klarerweise weniger Einkommen als er – und damit auch eine gerin­gere Alters­vorsorge (die Zusammenhänge erklären wir in unserem Beitrag “Pension, Pay Gap oder Party”).

  • Im Ruhestand erwartet Frauen eine Pension, die im Schnitt um 42 % geringer ist als die der Männer. In Österreich sind 26 % aller Frauen, also mehr als ein Viertel, dem Risiko der Altersarmut ausgesetzt.  Um das zu verhindern, sollten Frauen sich früh mit ihren finanziellen Möglichkeiten beschäftigen. Die Plattform she invests geht mit ihren Inhalten genau auf die Lebenswelten von Frauen ein und unterstützt Frauen mit kostenlosen Webinaren und Veranstaltungen rund ums Geld.  

  • Welche Argumente gibt es für Frauen jeweils Mitte 20, Mitte 40 und Mitte 60, um sich mit Investments zu beschäftigen?

Beatrice Schobesberger: Mit 20 Jahren hat man oft das erste Geld. Spätestens da sollte man beginnen, in den fixen Ausgaben ein kleines Ansparen zu berücksichtigen. Dann kann man später zum Beispiel vom Zinseszinseffekt profitieren.

Nicole Weinhengst: Die Lebenserwartung der Frauen liegt heute bei ca. 83 Jahren. Mit 40 bin ich ungefähr in der Hälfte meines Lebens. Wichtig ist, sich da eine Strategie für das eigene Geld zurechtzulegen. Für die Jüngeren kann das zum Beispiel sein: Ein hoher Aktienanteil und eine monatliche Besparung. Das Wichtigste ist dabei: Ich muss meine Finanzen kennen, ordnen und überlegen: Wie viel spare ich monatlich? Habe ich mein Geld auf unterschiedliche Nester – wie ein Hamster – aufgeteilt? Mit 40 Plus habe ich das vielleicht schon geschafft. Und wenn nicht, habe ich immer noch genug Zeit. Daraus kann man – allein oder mit einer guten Beratung – eine Strategie entwickeln. Diese gehört immer wieder angeschaut, besprochen, vielleicht muss man hin und wieder etwas anpassen. Aber ich bleibe bei meiner Strategie. 

Ich bin auch eine Verfechterin davon, sich immer an mehreren Stellen über die Möglichkeiten zu informieren. Danach stellt sich die Frage: Möchte ich eher Kapital aufbauen? Oder möchte ich lieber Zinseinkünfte haben, weil ich bereits Geld angespart habe? So hat man zum Beispiel die Möglichkeit, sich jährlich, quartalsmäßig oder monatlich ein passives Einkommen zu schaffen. Das ist dann steuerfrei, weil es bereits besteuert wurde. Das Wichtigste: starten und trotz verschiedenster Lebensphasen – Kinder, Umzüge, Trennungen – dranbleiben. 

Beatrice Schobesberger: Und für 60 Plus? Better late than never! Natürlich ist es besser, früh anzufangen. Mit 60 Jahren wird man wahrscheinlich mehr auf die Risikokomponente achten müssen, weil in der Pension bald ein Finanzbedarf entstehen kann. Ich möchte allen Frauen mitgeben, dass sie jedenfalls immer schauen, auch Geld für sich selbst wegzulegen – und nicht nur für die Kinder oder Enkelkinder.

  • Was sind die ersten Schritte in Richtung Geldanlage? 

Beatrice Schobesberger: erstens Beratung, dann das Festlegen einer Strategie und vor allem eine Entscheidung treffen. Die Höhe dessen, was ich mir leisten kann, wird sich eines Tages vielleicht ändern. Die Investmentpläne und Produkte sind hier allgemein sehr flexibel. Ich kann sie einmal aufstocken und dann wieder reduzieren. 

Nicole Weinhengst: Es gibt auch Rundungssparen! Ich lege die Debitkarte beim Bezahlen hin und kann bei einer Rechnung von 3,20 Euro zum Beispiel 0,80 Euro (die Aufrundung auf 4 Euro) automatisch auf ein Anlageprodukt geben lassen. Das sammelt sich dann langsam und wird investiert. So löst jede Transaktion, die ich mit meiner Debitkarte auslöse, auch einen kleinen Spargedanken aus.

Diese Überlegungen sollte Frau vor ihrem ersten Investment anstellen

  • Welches Risiko bin ich bereit, einzugehen?
  • Welche Anlage passt zu mir? 
  • Wie viel Geld habe ich aktuell? 
  • Ist das Geld “Spielkapital”, das ich im schlimmsten Fall bereit bin, zu verlieren? 
  • Benötige ich unbedingt ein gewisses Kapital in einer absehbaren Zeit? 
  • Was ist mein kurzfristig, mittelfristig und langfristig mein finanzielles Ziel? 
  • Habe ich wirklich verstanden, was mir empfohlen wurde? Wenn nicht, weiter nachfragen – bis es wirklich sonnenklar ist. 

Bitte beachten Sie:

Hierbei handelt es sich um eine Werbe­mitteilung und nicht um eine Anlage­empfehlung. Diese Werbe­mit­teilung ersetzt somit keine Anlage­beratung und berück­sichtigt weder die Rechts­vorschriften zur Förderung der Un­ab­hängigkeit von Finanz­analysen, noch unter­liegt sie dem Verbot des Handels im An­schluss an die Ver­breitung von Finanz­analysen. 

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